Hans Konrad Escher aus
Zürich gehört zu den Männern, die die Schweiz nachhaltig
geprägt haben. Seine
kurze Lebenszeit fällt in den ganzen Zeitraum des "Ancien régime"
vor der Helvetischen Revolution, in die Zeit
der Helvetik (1798-1803), in die Periode der napoleonischen Mediation (1803
- 1814) und die Anfänge der
Restauration. Escher war ein typischer Vertreter der Aufklärung des
ausgehenden
18. Jahrhunderts. Umfassend gebildet wirkte Escher auf den verschiedensten
Gebieten
als Staatsmann, Ingenieur, Wissenschaftler und Menschenfreund.
Nachfolgend sind die wichtigsten Daten dargestellt:
Hans
Konrad Escher von der Linth 24. August 1767 - 9. März 1823 Seine Familie: Escher war verheiratet mit Regula von Orelli. Der Familie entsprangen 9 Kinder. Drei Kinder starben im Kindesalter. Nur der Sohn Arnold überlebte und starb 1872 kinderlos. Deshalb stirbt mit ihm der Namenszusatz "von der Linth" aus. Der
Name Escher gehört zum alten Bürgergeschlecht der "Escher
vom Glas" und ist |
Ausbildung und Reisen
Erlernte
in Morges und Genf die französische Sprache und wurde durch Jean-Pierre
Etienne Vaucher ausgebildet. Fremdreise nach Paris, London, Niederlande,
Deutschland, Österreich, Italien und Savoyen. Studierte in Göttingen.
Lernte dank seinem Freund Lavater die wichtigsten Persönlichkeiten
Europas kennen. Wurde nachhaltig von Rousseau und Immanuel Kant beeinflusst.
Eschers "Brotkorb"
In Göttingen
studierte Escher die Kameralwissenschaften (heute Nationalökonomie)
was ihm erlaubte, die väterliche Krepp-Florfabrik in Zürich zu
übernehmen. Dadurch war Escher in all seinem Wirken weitgehend unabhängig
und er spricht von dieser Unternehmung vom familiären "Brotkorb".
Eschers politisches Wirken
- leitete 1796 im Vorfeld der Helvetischen Revolution die Verhandlungen der Zürcherischen Landeskommission zur Annäherung der Stadt an die Landbezirke. Gibt mit Freund Paulus Usteri die Wochenzeitung "Der Schweizerische Republikaner" heraus. Damit wird in der Schweiz erstmals die volle Pressefreiheit gewährleistet
- wird 1798 in den gesetzgebenden Rat nach Aarau gewählt. Präsidiert denselben 1799 (32jährig!) in Luzern.
- setzt sich für die Amnestie der Gefangenen der "Stäfner" Unruhen ein
- kommandierte das Zürcherbattaillon bei der Vertreidigung der Grenzen in Basel und bei Schaffhausen
- amtet für kurze Zeit 1802 im kleinen Rat als Kriegsminister (heute gleich einem Bundesrat)
- leitete von 1807 bis zu seinem Tode 1823 die Linthunternehmung
- 1814 Wahl in Zürcherischen Grossen und Kleinen Rat
- Vermittlungstätigkeit bei den sogenannten "Sarganserunruhen"
- bis zu
seinem Tode wirkt Escher als Erziehungsrat in der Zürcher Regierung
Eschers Lehrtätigkeit
- 1793 beginnt Escher als 25jähriger Mann seine Vorlesungen in Zürich über Staatswirtschaft, Statistik, Politik und Geschichte, sowie über Geolgie und Mineralogie
- 1793 Gründung des Poltischen Instituts in Zürich
- 1806 Zum Professor für Staatswirtschaft ernannt
Eschers wissenschaftliches Wirken
- befasste sich vornehmlich mit der Erdkunde, im speziellen mit der Geognosie (Geologie) und Mineralogie
- bereiste jährlich die Schweiz während mehreren Wochen zu Fuss. Zahlreiche Erstbegehungen und Erstbesteigungen, jedoch ist Escher kein verwegener Alpinist. Verfasste ein geologisches Tagebuch (über 1400 Folioseiten, in der ETH vollständig erhalten). Galt als bester Kenner der Schweiz und seine Marschleistungen grenzen ans Unglaubliche (Mailand nach Zürich in 4 Tagen zu Fuss über die Alpen)
- war ein hervorragender Zeichner und Aquarellist. Hinterliess über 1000 Zeichnungen, Panoramen, Karten und Pläne. Escher zeichnete als Erster überhaupt (!) im Jahr 1792 von der Fibbia im Gotthardmassiv ein Panorama als "Zirkularansicht" von 360 Grad.
- besorgte den Ankauf des Rahn'schen Kabinetts für die Stadt Zürich und legte damit den Grundstein für die Universitätssammlung
Eschers gemeinnütziges Wirken
- leitete den Zürcher Knabenverein. Ein Art Pfadfindergesellschaft mit dem Ziel, Knaben geistig und körperlich zu fördern
- Präsidierte die mathematisch-militärische Gesellschaft von Zürich
- war Mitglied der Helvetischen Gesellschaft
- leitete ohne Lohn die Linthunternehmung bis zu seinem Tode - dem Hauptwerk seines Lebens, wie er selbst von sich sagte
- Gründete den Bläsihof zur Ausbildung von Waisenkindern und half bei der Linthkolonie, einer Schule mit ähnlicher Zielsetzung, mit. - verteilte eine grosszügige Spende des Russischen Zar Alexander I von 100 000 Rubel unter die notleidende Bevölkerung zum Ankauf von Saatgut in den Hungerjahren 1816/1817.
- verfasste zahlreiche Gutachten und Berichte über das Bergwerkswesen, über Strassenbau und Flusskorrektionen
- wirkte als Diplomat im Rahmen des Wiener-Kongresses zur Festlegung der Schweizergrenze.
Ohne Eschers Einfluss hätte die Schweiz heute bezüglich ihrer Grenzen und mit Sicherheit auch in Bezug auf die spätere Verfassung ein anderes Bild!